Geschichte Raum geben

Die Brüder

Heinrich und Peter Schwamberger

Mithilfe von Jana Sophie Fobe, Leonie Helminski, Solveig Kristin Rubbert und 
Felix Theiß

  • Brüder Schwamberger
  • Leichte Sprache
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Die Brüder Heinrich (geboren 1885) und Peter (geboren 1895) Schwamberger kamen aus Heddinghausen (Kreis Minden-Lübbecke) und Saarbrücken.

Heinrich war Arbeiter. Er war mit Luise Schwamberger verheiratet. Sie hatten drei gemeinsame Kinder.
Im November 1935 erkrankte Heinrich an einer Lungenentzündung. Fünf Monate später suchte er zur Feststellung seiner Arbeitsfähigkeit einen Vertrauensarzt auf. Dieser bemerkte ein sonderbares Verhalten und überwies ihn in das Krankenhaus Celle. Dort wurde sein psychischer Zustand erfasst. Da er unter anderem das Essen verweigerte und phantasierte, auch eine Suizid-Gefährdung nicht ausgeschlossen wurde, brachte man ihn am 23. März 1936 in die Landes-Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg.

Heinrich Schwamberger ist 1885 geboren.
Peter Schwamberger ist 1895 geboren.
Heinrich und Peter sind Brüder.
Heinrich ist Arbeiter.
Er ist verheiratet.
Sie haben drei Kinder.

1935 bekommt Heinrich eine Lungen-Entzündung.
Fünf Monate später geht er zum Arzt.
Der Arzt sagt:
Heinrich ist sonder-bar.
Der Arzt schickt Heinrich in ein Kranken-Haus.

Auch im Kranken-Haus sagen die Ärzte:
Heinrich ist sonder-bar.
Er kommt in die Anstalt nach Lüneburg.
Das ist im Jahr 1936.

Heinrich Schwamberger,

ca. 1936.

Charakteristik-Bogen Heinrich Schwamberger.

NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 2004/66 Nr. 8500.

Das ist ein Foto von Heinrich.
Es ist aus seiner Patienten-Akte.
Das ist im Jahr 1936.

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Als Heinrich in die Psychiatrie aufgenommen wurde, war sein jüngerer Bruder Peter bereits seit neun Jahren Patient in der Lüneburger Heil- und Pflegeanstalt. 1916 hatte Peter Schwamberger Marie Salomon geheiratet. Aus der unglücklichen Ehe gingen drei Kinder hervor. Es gab viel häusliche Gewalt.

Bis zu seiner Einweisung im Jahr 1927 arbeitete Peter als Platzwart. Versuche, ihn in das Arbeitsleben zu integrieren, scheiterten. 1928 wurde er in der Feldkolonne eingesetzt. Jenseits dessen zog er sich vollständig zurück.

Peter ist schon Patient in der Anstalt.
Er ist dort schon neun Jahre als Heinrich kommt.

1916 heiratet Peter.
Sie haben drei Kinder.
Die Ehe ist nicht glücklich.
Es gibt viel Gewalt.
Peter arbeitet als Platz-Wart.
Dann wird Peter krank.
Er kommt in die Anstalt nach Lüneburg.
Das ist im Jahr 1927.

In der Anstalt arbeitet Peter.
Er arbeitet in der Land-Wirtschaft.
Sonst ist Peter sehr still.

Peter Schwamberger,

ca. 1927.

Charakteristik-Bogen Peter Schwamberger.

NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 2004/66 Nr. 8498.

Das ist ein Foto von Peter.
Es ist aus seiner Patienten-Akte.
Das ist im Jahr 1927.

Wärter und Patient

(unbekannt) bei der Grünkohlernte auf dem Feld hinter dem Anstaltsgelände Richtung Gut Brockwinkel.

ArEGL.

Das sind ein Wärter und ein Patient.
Sie ernten Grün-Kohl auf dem Feld.
Das Feld ist hinter der Anstalt in Lüneburg.

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Zu Beginn seines Aufenthalts schrieb Heinrich noch Briefe an seine Ehefrau.

Am Anfang schreibt Heinrich Briefe.
Er schreibt an seine Frau.

Auszug

aus Heinrichs Brief an seine Ehefrau Luise Schwamberger, Abschrift auf dem Charakteristik-Bogen.

NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 2004/66 Nr. 8500.

Das ist eine Kranken-Geschichte.
Es ist die Kranken-Geschichte von Heinrich.
Sein Brief wurde abgeschrieben.
Es ist ein Brief an seine Frau.
Darin steht:
Die Ärzte sind nicht gut zu mir.
Die Wirklichkeit ist verdreht.

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Im Mai 1932 wurde für Peter eine Beurlaubung in Betracht gezogen. Seine Ehefrau sprach sich dagegen aus, und ein anschließender Versuch der Familienzusammenführung scheiterte. Auch Heinrichs Frau Luise wandte sich von ihm ab. Sie ließ sich 1940 von ihm scheiden.

1932 darf Peter Urlaub machen.
Seine Frau will das nicht.
Sie hat Angst vor ihm.
Sie hat Angst vor seiner Gewalt.
Die Familie kommt nicht mehr zusammen.

Die Frau von Heinrich trennt sich von ihm.
Sie lässt sich scheiden.
Das ist im Jahr 1940.

»Die Ehefrau hat sich bei Besuch sehr gegen eine Beurlaubung oder Entlassung ihres Ehemannes ausgesprochen. […] Ihr Mann wolle die Frau wieder mißhandeln […].«

Krankengeschichte

von Peter Schwamberger.

BArch R-179, Nr. 6978.

Das steht in der Kranken-Geschichte.
Es ist in der Kranken-Geschichte von Peter.
Darin steht:
Peter darf Urlaub zu Hause machen.
Seine Frau will das nicht.
Sie hat Angst vor ihm.
Sie hat Angst vor seiner Gewalt.

»Eintönig u. gleichgültig gegen die Ehescheidung. Gefühl und geistige Gemeinschaft erloschen.«

Krankengeschichte

von Heinrich Schwamberger.

BArch R-179, Nr. 8500.

Das steht in der Kranken-Geschichte.
Von Heinrich.
Darin steht:
Heinrich ist alles egal.
Auch die Scheidung von seiner Frau.

»Nimmt sich seines tiefstehenden Bruders aber etwas an, schrieb auch für ihn kürzlich an seine Schwester.«

Krankengeschichte von Heinrich Schwamberger.

BArch R-179, Nr. 8500.

Das ist eine Kranken-Geschichte.
Es ist die Kranken-Geschichte von Heinrich.
Darin steht:
Heinrich kümmert sich um Peter.
Heinrich schreibt einen Brief für Peter.
Er schreibt den Brief an die gemeinsame Schwester.

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Obwohl Heinrich in Haus 19 und Peter in Haus 11 untergebracht waren, hatten die Brüder während ihres Aufenthaltes untereinander Kontakt.

Am 22. April 1941 notierte der Arzt Rudolf Redepenning in beide Krankengeschichten der Brüder Schwamberger, dass sie den »Endzustand« erreicht hätten. Diese Beurteilung begründete ihre »Verlegung nach Herborn«, d. h. ihre Verlegung in die »Aktion T4«.

Heinrich und Peter Schwamberger wurden am 22. April 1941 zusammen mit 117 weiteren Männern mit dem Befund »ungeheilt« in die Zwischenanstalt Herborn verlegt. Von dort wurden die Brüder in die Tötungsanstalt Hadamar verlegt. Heinrich Schwamberger wurde am 21. Mai 1941 in der Gaskammer ermordet.

Eine Woche später, am 28. Mai 1941, folgte sein Bruder Peter. Beide sind Opfer der »Aktion T4«.

Heinrich lebt in der Anstalt in Haus neun-zehn.
Peter lebt in Haus elf.
Sie treffen sich manchmal.

Im April 1941 entscheidet ein Arzt:
Heinrich und Peter werden nicht mehr gesund.
Sie werden in eine andere Tötungs-Anstalt verlegt.
Zusammen mit ein-hundert-sieb-zehn anderen Patienten aus Lüneburg.
Sie werden ermordet.
Sie sterben in einer Gas-Kammer.

Heinrich stirbt am 21. Mai 1941.
Sein Bruder Peter stirbt am 28. Mai 1941.
Sie sind Opfer der »Aktion T4«.

In der Verlegungsliste

sind beide Brüder Schwamberger aufgeführt, Heinrich jedoch mit falschem Geburtsjahr.

Landesheilanstalt Herborn/Dillkreis. Verlegungen 1941.

Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden Abt. 461 Akte 32061 Bd. 17.

Das ist eine Liste.
Heinrich und Peter Schwamberger stehen auf dieser Liste.
Alle auf der Liste wurden ermordet.
In der Gas-Kammer.
Bei Heinrich steht ein falsches Geburts-Jahr.