Geschichte Raum geben

Die Zwillinge

Herbert und Willi Köhler

Mithilfe von Frederike Hunneshagen, Lena Geiß, Miriam Meyer und Nele Stelter

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Die Zwillingsbrüder Herbert und Willi Köhler wurden am 18. August 1928 in Groß-Lobke im Landkreis Hildesheim geboren. Sie hatten einen jüngeren Bruder, Friedel. Die Mutter Berta Köhler (geborene Meier) war eine ehemalige Kinderpflegerin und der Vater Willi Köhler ausgebildeter Schuhmachermeister.

Die Zwillinge seien entwicklungsverzögert gewesen. Willi ging dennoch bis zur achten Klasse in die Schule, Herbert hingegen wurde nicht beschult.

Als fast 15-Jährige gehörten sie zu den wenigen Jugendlichen unter den Patientinnen und Patienten der »Kinderfachabteilung«. Sie wurden am 7. Juni 1943 durch Oberpflegerin Wolf in Haus 23 aufgenommen.
Die Initiative war von der Mutter ausgegangen. Sie wollte ihre Söhne überprüfen lassen, ob sie einer Arbeit nachgehen könnten. Herbert und Willi sollten unter Umständen in der Anstalt sogar einen Beruf erlernen. Außerdem ging sie auf Kur und benötigte eine Unterbringung für ihre Söhne, da der Vater der Kinder im Krieg gestorben war.

Herbert und Willi Köhler sind Zwillinge.
Sie werden im Jahr 1928 geboren.
Sie haben noch einen jüngeren Bruder.
Ihre Eltern heißen Berta und Willi.

Die Zwillinge lernen langsam.
Willi geht nach Klasse acht nicht mehr zur Schule.
Herbert geht gar nicht zur Schule.

Im Jahr 1943 kommen sie in die Anstalt nach Lüneburg.
Sie kommen in die Kinder-Fach-Abteilung.
Da sind sie schon fast fünf-zehn Jahre alt.
Sie gehören zu den Großen.

Die Mutter findet den Aufenthalt gut.
Sie denkt:
Die Kinder-Fach-Abteilung hilft meinen Söhnen.
Dort können sie gefördert werden.
Sie lernen zu arbeiten.

Die Mutter möchte wissen:
Können meine Söhne einen Beruf lernen?

Die Mutter geht auch auf Kur.
Die Söhne müssen solange woanders wohnen.
Der Vater ist im Krieg gestorben.

Da keine Zweifel bestanden

dass die Aufnahme bewilligt werde, kündigte der Sachbearbeiter im gleichen Schreiben an, dass die Mutter Berta Köhler ihre Kinder am 7. Juni 1943 persönlich in die Anstalt bringen werde. Da man es offenbar sehr eilig hatte, die Kinder in der »Kinderfachabteilung« unterzubringen, hatte man sie sogar schon bei der Meldebehörde abgemeldet, einschließlich Abmeldung der Lebensmittelkarten.

Schreiben des Landkreises Hildesheim, 3.6.1943.

NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 56/83 Nr. 290.

Das ist ein Brief.
In dem Brief steht:
Berta Köhler bringt ihre Söhne in die Kinder-Fach-Abteilung.
Es muss alles schnell gehen.
Das ist ein Brief vom Land-Kreis Hildesheim.
Der Brief ist aus dem Jahr 1943.

Nach der formlosen Aufnahme

quasi »auf Zuruf«, ohne jegliche medizingutachterliche und somit auch rechtliche Grundlage, wurde das amtsärztliche Gutachten lediglich pro forma nachgefordert.

Schreiben der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg, 10.6.1943.

NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 56/83 Nr. 290.

Das ist ein Brief aus der Anstalt Lüneburg.
Die Zwillinge dürfen kommen.
Es geht alles sehr schnell.
Ein Arzt-Brief über Willi und Herbert soll später kommen.
Der Brief ist aus dem Jahr 1943.

»Ich bitte freundlich um einen kl. Bericht über meine Kinder Willi u. Herbert Köhler. Insbesondere wie es ihnen geht, und in welcher Art sie sich beschäftigen. Da ich am 5. Juli nach Wildungen zur Kur fahre, wäre es mir sehr lieb vorher noch zu berichten.«

Postkarte

von Berta Köhler, 29.6.1943.

NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 56/83 Nr. 290.

Das ist eine Post-Karte.
Sie ist von Berta Köhler.
Sie fragt:
Wie geht es meinen Söhnen?
Arbeiten Sie?
Die Post-Karte ist aus dem Jahr 1943.

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Willi wurde zunächst in der Schneiderei und Schusterei eingesetzt, jedoch als »unbrauchbar zurückgebracht«. Herbert wurde in der Korbflechterei beschäftigt, allerdings ebenfalls als »unbrauchbar« beurteilt.
 Infolgedessen mussten beide fortan in der Feldkolonne arbeiten.

Die Mutter war in großer Sorge um ihre Zwillinge, nachdem sie erfuhr, dass die Arbeitsversuche nicht erfolgversprechend waren.

Willi arbeitet in der Schneiderei.
Danach arbeitet er in der Schusterei.
Aber er schafft die Arbeit nicht.

Herbert soll Körbe flechten.
Aber das schafft er auch nicht.
Dann arbeiten beide auf dem Feld.

Die Mutter macht sich Sorgen.
Sie wünscht sich eine gute Arbeit für ihre Söhne.
Eine Pflegerin und ein Arzt schreiben der Mutter.

 

Schusterei und Korbflechterei

der Heil- und Pflegeanstalt Lüneburg, Kleines Album, 1907.

ArEGL.

Das sind Fotos.
Ein Foto ist von der Schusterei.
Ein Foto ist von der Korb-Flechterei.
Beide Fotos sind in der Anstalt in Lüneburg aufgenommen.
Das ist im Jahr 1907.

»Entschuldigen Sie bitte wenn ich nochmal an Sie schreibe, ich muß diese Tage so an Herbert denken, und habe schon schlaflose Nächte dadurch, ob es ihm wohl schlechter geht […]. Grüßen Sie bitte meine lieben Kinder und ich hoffe dass Willi nun auch seine Beschäftigung hatt, denn er hatt«

Schreiben

an die Heil- und Pflegeanstalt, 30.8.1943 (Vorderseite).

NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 56/83 Nr. 290.

Das ist ein Brief.
Er ist von der Mutter.
Sie schreibt:
Ich mache mir Sorgen um Herbert.
Ich grüße die Kinder.
Meine Kinder sollen eine Aufgabe haben.
Der Brief ist von 1943.

»Sehr geehrte Frau Köhler! In dem Befinden Ihres Sohnes Herbert ist noch keine Besserung eingetreten. Er hat noch etwas Erbrechen, sein Allg. Zustand ist wenig günstig. – Willi geht es soweit gut. Seine Arbeitsfreude u. Willigkeit ist aber so gering, daß er als einziger wieder zurückgeschickt wurde. Im übrigen sind beide sehr gleichgültig und auch unsauber geworden und lassen sich sehr gehen.«

Schreiben

an die Heil- und Pflegeanstalt, 30.8.1943 (Rückseite) mit Rückantwort, 6.9.1943.

NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 56/83 Nr. 290.

Das ist eine Seite von einem Brief.
Es ist die Rück-Seite von dem Brief der Mutter.
Es ist die Antwort von dem Arzt.
Er antwortet:
Herbert geht es nicht besser.
Willi geht es gut.
Will ist faul.
Er ist zu nichts zu gebrauchen.
Beide Kinder sind faul.
Der Brief ist aus dem Jahr 1943.

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In der Krankengeschichte von Herbert folgte trotz gesundheitlicher Angeschlagenheit für das restliche Jahr 1943 nur ein Eintrag.

Da die Mutter in großer Sorge um ihre Zwillinge blieb, stattete sie beiden am 4. Januar 1944 einen Besuch ab. Der Besuch erschütterte Berta Köhler. Sie fand ihre Kinder trotz eisiger Kälte nackt im Bett auf. Zudem mussten die Kinder ab nachmittags Bettruhe halten und aßen dort auch ihr Abendessen.

Daraufhin schrieb sie mehrere Beschwerdebriefe an den Ärztlichen Direktor und drohte damit, sogar den Reichsgesundheitsführer Leonard Conti einzuschalten.

Berta schrieb auch an ihre Zwillinge einen Brief und machte ihnen Mut durchzuhalten, bis sie eine Lösung gefunden habe.

Berta Köhlers Anschuldigungen wurden von Willi Baumert dementiert.

Herbert geht es nicht gut in der Anstalt.
Aber es gibt nur einen Eintrag in Herberts Patienten-Akte.
Im ganzen Jahr 1943.

Die Mutter macht sich Sorgen.
Sie besucht ihre Kinder am 4. Januar 1944.
Es ist sehr kalt.
Aber die Kinder liegen nackt in den Betten.
Sie müssen schon ab dem Nachmittag nur im Bett liegen.
Im Bett essen sie auch ihr Abend-Essen.

Die Mutter beschwert sich bei der Anstalt.
Sie schreibt Briefe.
Die Mutter schreibt auch den Zwillingen einen Brief.
Sie möchte ihnen Mut machen.
Sie will sich um sie kümmern.

Der Arzt in der Kinder-Fach-Abteilung will nichts hören.
Er will keine Beschwerden.
Er sagt:
Das stimmt alles nicht.

» Stumpf, dement, für nichts zu bewegen oder zu gebrauchen. Unsauber und nässt oft ein. Im ganzen sehr tiefstehend.«

Krankengeschichte Herbert Köhler.

NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 56/83 Nr. 290.

Das steht in der Kranken-Geschichte von Herbert.

»Sie werden entschuldigen wenn ich Sie mit einer Frage belästige, die unter aller Würde ist. Bei meinem Besuch am 4.1.44 mußte ich feststellen, das meine Kinder Willi u. Herbert Köhler, sowie auch alle anderen Kinder mit nackten Körper zu Bett lagen. Sie waren nur mit einer Decke bedeckt. Ferner stellte ich fest das sie mit ihrer gerade der Nierengegend auf einer Gummilage lagen. Es wurde mir von der Pflegerin gesagt, das sie das machten weil die Kinder das Bett naß machten, und das Hemd dann naß würde. […] Es ist kein Wunder wenn die Kinder sich dann erkälten, Husten bekommen, und Nieren und Blasenkrank werden. Meine Kinder haben zu Hause nie das Bett naß gemacht. Ich habe nun mit eigenen Augen gesehen, wie die Kinder mit dieser Methode mißhandelt werden. Ich habe mich deswegen schon an amtliche Stellen gewandt, die empört waren, jetzt abwarten wollen was ich jetzt für eine Antwort von dort bekomme. Ich bin fast der Überzeugung dass Sie Herr Direktor von dieser schamlosen Behandlung nichts wissen. […] Warum werden die Kinder Nachmittags schon so früh ins Bett gesteckt? Warum mussen die Kinder ihr Abendbrot im Bett einnehmen? Meiner Meinung nach ist das nur auf die Bequemlichkeit der Pflegerin zurückzuführen. […] Ich wünschte nur das die Person die diese Behandlung veranlast hatt, jeden Abend 1 Stunde nackt an einen Baum gebunden würde. Meine Kinder haben genügend Wäsche mit, das sie ihr Hemd im Bett ruhig anbehalten können.«

Schreiben

an die Heil- und Pflegeanstalt, 7.1.1944. (Vorder- und Rückseite) mit Rückantwort, 11.1.1944.

NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 56/83 Nr. 290.

Das ist ein Brief von der Mutter.
Sie fragt:
Warum werden die Kinder so schlecht behandelt?
Warum werden die Kinder gequält?
Sie schreibt:
Ich bin Kranken-Schwester.
Ich weiß, da stimmt was nicht.
In der Anstalt geht es nicht mit rechten Dingen zu.
Der Brief ist vom Januar 1944.

»Ich habe nun gesehen wie ihr dort behandelt werdet, und werde auch hier wieder Abhilfe schaffen. Ich weiß nun auch wovon ihr krank seid. Mutter kann sich nun nicht mehr mit Ruhe ins Bett legen, und friere wenn ich daran denke das ihr lieben Kinder kein Hemd anhabt. […] und wenn keine Abhilfe geschaffen wird, werde ich durch d. Partei es dem Reichsgesundheitsführer melden lassen. […] Der liebe Gott möge Euch für [vor, Anm. der Verf.] bewahren, und möge die Person strafen die es Euch lieben Kindern antut. L. [ieber] Willi geh mit deinem l. [ieben] Bruder dort in eine Werkstatt und beschäftigt Euch dort dann braucht Ihr dort nicht immer so zwischen zu sein. Ich soll Dich herzlich grüßen von Pastor Meyer, es tut ihm auch sehr leid das mit Euch so verfahren wird. Zu Hause wäre es früher doch besser gewesen und die Kinder hätten auch dort alle ihre beschäftigung gehabt. […]«

Schreiben

an Willi und Herbert Köhler, 7.1.1944.
(Vorder- und Rückseite).

NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 56/83 Nr. 290.

Das ist ein Brief von der Mutter an Willi und Herbert.
Sie schreibt:
Ich habe gesehen wie es euch geht.
Ihr erlebt Un-Recht.
Ich helfe euch.
Ich beschwere mich.
Ihr müsst zusammen-halten.
Der Brief ist vom Januar 1944.

»1.) an dem betreffenden Tage lagen alle Kinder nackt zu Bett, da sie gebadet wurden. Anschließend erfolgte dann die Ausgabe der sauberen Wäsche. 2.) Ist es bei dem derzeitigen Mangel an Wäsche auch verständlich, daß die Bettnässer und Schmutzer sehr oft nachts ohne Hemd schlafen müssen wenn nämlich alle Wäsche verbraucht und die gewaschene noch nicht zurück ist. 3. In diesem Zustand ist eine Erkältung nicht möglich, da der Schlafsaal auch geheizt wird. Im übrigen sind die Kinder auch vorher Bettnässer gewesen, da sie ja alle hochgradig schwachsinnig sind und bei derartigen Kindern ein solcher Zustand zur Krankheit gehört. 4. Daß die Kinder schon früher, d. h. vor dem Abendessen zu Bett gebracht werden ist auch nur aus dem Mangel an Personal zu verstehen. Die Kinder müssen gewaschen, ihre Kleidung genau sortiert und verpflegt werden, da die Kinder selbst sich infolge ihres geistigen Tiefstandes um nichts kümmern. Bis zum Dienstende um 21 Uhr ist die Pflegerin daher mehr als ausgelastet. Ich muß daher die Vorwürfe ganz entschieden zurückweisen. […]«

Rückantwort an Berta Köhler, 11.1.1944.

NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 56/83 Nr. 290.

Das ist ein Brief.
Es ist die Antwort an Berta Köhler.
Der Brief ist vom Anstalts-Arzt.
Er antwortet:
Bert Köhler hat Un-Recht.
Die Kinder werden aus-reichend versorgt.
Die Kinder sind selber schuld.
Es gibt zu wenige Kranken-Schwestern.
Der Brief ist vom Januar 1944.

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Nach ihren Meldungen und Beschwerden wurde Berta Köhler schikaniert. So wurde ihr eine Reise-Erlaubnis nach Lüneburg nur dann erteilt, wenn sie eine Bescheinigung der Anstalt vorbrachte, dass ihre Besuche gewünscht seien. Später verhinderte der Kriegsverlauf weitere Besuche.

Herberts Gesundheitszustand verschlechterte sich unterdessen im Winter 1944/1945. Ende Januar 1945 wog der inzwischen 16-Jährige nur noch 28,5 kg. Er starb am 22. März 1945 offiziell an einer »Lungenentzündung«. Dies kann bezweifelt werden, zumal die Erkrankung erst einen Tag zuvor ausgebrochen sein soll.

Herberts Zwillingsbruder Willi war während seines Siechtums bei ihm. Ihn traf der Tod seines Bruders hart.

Berta Köhler erfuhr vom Tod ihres Sohnes erst einen Monat später. Sie beschloss daraufhin, Willi zu retten – mit Erfolg. Am 29. April 1945 holte sie in nach Hause. Er überlebte.

Danach wird die Mutter schlecht behandelt.
Sie darf ihre Söhne kaum noch besuchen.
Nur wenn die Anstalt es erlaubt.
Später kann sie gar nicht mehr kommen.
Weil der Krieg immer schlimmer wird.

Herbert geht es immer schlechter.
Ende Januar 1945 wiegt er nur noch acht-und-zwanzig Kilo.
Dabei ist er schon sechzehn Jahre alt.
Er stirbt am 22. März 1945.
Die Anstalt sagt:
Es war eine Lungen-Entzündung.
Aber das ist eine Lüge.
Herbert ist verhungert.

Willi ist bei dem Tod von Herbert dabei.
Er bekommt mit wie es Herbert schlecht geht.
Dann stirbt Herbert.
Willi ist darüber sehr traurig.

Herbert ist einen Monat tot.
Erst dann schreibt die Anstalt ihr:

Herbert ist tot.
Berta ist geschockt.
Sie kann es nicht glauben.
Sie ist in Sorge um ihren zweiten Sohn.
Sie entscheidet:
Ich hole Willi nach Hause.

Das macht sie.
Sie holt Willi am 29. April 1945 nach Hause.
Willi über-lebt.

Schreiben

von Berta Köhler, 9.8.1944.

NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 56/83 Nr. 290.

Das ist ein Brief.
Berta schreibt dem Ärztlichen Direktor.
Sie schreibt:
Ich will meine Kinder ganz oft besuchen.
Dafür  braucht es eine Erlaubnis.

Die gibt es nur in besonderem Fall.
Der Ärztliche Direktor soll ihr schreiben:
Die Besuche sind notwendig und gewünscht.
Er soll ja sagen.
Das soll er aufschreiben.

Todesanzeige

(Rückseite), 23.3.1945.

NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 56/83 Nr. 290.

Das ist eine Todes-Anzeige.
Es ist die Todes-Anzeige von Herbert Köhler.
Darin steht:
Herbert stirbt an einer Lungen-Entzündung.
Das stimmt nicht.
Die Anzeige ist vom 23. März 1945.

»Als sein Zwillingsbruder vor kurzer Zeit starb, war W. sehr beeindruckt, weinte viel, ass schlecht. Zu einem Brief an die Mutter bat er um einen Trauerflors.«

Nach dem Tod

seines Bruders arbeitete Willi zufriedenstellend, geradezu fleißig. Er sorgte dafür, dass es keine Klagen mehr gab.

Auszug aus der Krankengeschichte von Willi Köhler.

NLA Hannover Nds. 330 Lüneburg Acc. 2004/134 Nr. 416.

 

Nach Herberts Tod arbeitet Willi sehr fleißig.
Es soll keine Beschwerden mehr über ihn geben.
Das ist aus der Kranken-Geschichte von Willi.

»Das Telegramm mit der Todesnachricht meines Sohnes habe ich mit tiefster Trauer entgegengenommen. Leider kam es am 
30. März hier erst an und nahm dann Kenntnis davon das Herbert schon beerdigt war. Leider konnte ich daher zur Beerdigung nicht mehr kommen. Möchte aber darum bitten mir nochmal näheres darüber zu berichten, die unglaubliche Lage des herannahenden Feindes hält mich von einer Reise nach dort zu kommen, zurück. […] Sollte sich die Lage noch zum guten auswirken werde ich meinen Sohn Willi wieder nach hier holen. Hat Willi schwer unter den Verlust seines Bruders zu leiden? Bitte um Nachricht darüber. Mit stillen Grüßen.«

Schreiben

von Berta Köhler vom 2.4.1945.

NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 56/83 Nr. 290.

 

Das ist ein Brief.
Er ist von der Mutter Berta Köhler.
Sie schreibt:
Ich bin traurig.
Ich habe die Todes-Nachricht zu spät bekommen.
Ich konnte nicht zur Beerdigung kommen.
Ich hole Willi nach Hause.
Der Brief ist vom April 1945.

In Gedenken

an Herbert und Willi Köhler, 18.6.2021.

Frederike Hunneshagen, Lena Geiß, Miriam Meyer und Nele Stelter.

Das ist ein Foto.
Das Foto haben Schüler gemacht.
Sie denken an Herbert und Willi Köhler.
Es ist ein Foto in Erinnerung an die Zwillinge.
Das Foto ist aus dem Jahr 2021.