Geschichte Raum geben

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Helga Marie Volkmer wurde am 19. März 1933 in Westerwesede, Kreis Rotenburg, geboren. Helga hatte drei Geschwister. Die Eltern Johann und Marie Volkmer bewirtschafteten zehn Morgen Pachtland und besaßen Kühe. 1939 wurde Helgas Aufnahme in eine Anstalt beantragt, weil man unterstellte, die Mutter sei mit der Beaufsichtigung ihrer Kinder neben der Arbeit auf dem Hof überfordert:

Helga Volkmer wird am 19. März 1933 geboren.
Ihre Eltern sind Johann und Marie Volkmer.
Sie sind Bauern.
Sie kommen aus Westervesede.
Helga hat drei Geschwister.
Im Jahr 1939 soll Helga in eine Anstalt kommen.
Da ist Helga ist sechs Jahre alt.

» […] da sie [die Mutter] durch die Betreuung ihrer Kinder und durch die Versorgung der eigenen Landwirtschaft (3 Stück Rindvieh) ausgiebig in Anspruch genommen ist.«

Aufnahmegutachten Helga Volkmer vom 3.4.1939.

NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 56/83 Nr. 442.

Ein Arzt sagt:
Die Mutte muss viel arbeiten.
Sie kann nicht auf ihre Kinder aufpassen.
Die Kinder müssen in eine Anstalt.

Helga Volkmer

mit ihrem Bruder Helmut und der Kindergärtnerin Ilse, ca. 1935.

Privatbesitz Marlene Volkmer.

Auf dem Bild ist Helga Volkmer mit ihrem Bruder Helmut.
Die Frau heißt Ilse.
Sie ist die Kinder-Gärtnerin in Westervesede.
Sie passt manchmal auf Helga und Helmut auf.
Auf dem Bild ist Helga noch keine zwei Jahre alt.

Helga Volkmer

(mitte) mit ihren Geschwistern Anita und Helmut, ca. 1939.

Privatbesitz Marlene Volkmer.

Auf dem Bild ist Helga Volkmer mit ihren Geschwistern.
Links neben ihr ist ihre Schwester Anita.
Rechts neben ihr ist ihr Bruder Helmut.
Helga hockt in der Mitte.
Auf dem Bild ist Helga etwa fünf Jahre alt.

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Helga Volkmer wurde am 5. Juni 1939 in die Rotenburger Anstalten der Inneren Mission aufgenommen. Dort diagnostizierten Ärzte einen »Wasserkopf«. Zwischen Juni 1939 und August 1941 gab es keine Einträge in ihre Krankenakte, obwohl sie zwischenzeitlich an Diphtherie und Scharlach erkrankt war.

Helga Volkmer wurde am 9. Oktober 1941 in die Lüneburger »Kinderfachabteilung« verlegt. Der erste Lüneburger Eintrag in die Krankengeschichte erfolgte am 19. November 1941.

Bereits der zweite Eintrag beschrieb ihr Sterben. Die Eltern wurden mit einem Standardschreiben vorab auf den bevorstehenden Tod vorbereitet:

Das ist der Brief von dem Arzt.
Darin steht:
Helga ist schwer krank.

Sie wird bald sterben.
Der Brief soll die Eltern vor-bereiten auf den Tod ihrer Tochter.

»Ihre Tochter Helga ist seit einigen Tagen hochfieberhaft erkrankt. Bei ihrer allgemeinen Hinfälligkeit ist ihr Zustand nicht unbedenklich.«

Brief

an Johann Volkmer, 28.11.1941.

NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 56/83 Nr. 442.

Das ist der Brief von dem Arzt.
Darin steht Helga ist schwer krank.
Sie wird bald sterben.
Der Brief soll die Eltern vor-bereiten auf den Tod ihrer Tochter.

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Helga Volkmer starb am 30. November 1941. Sie ist eines der ersten Opfer der Lüneburger »Kinder-Euthanasie«. Nach ihrem Tod wurde ihr Gehirn entnommen und ihr Leichnam seziert. Als offizielle Todesursache notierte der Arzt Willi Baumert: Lungenentzündung.

Sie wurde als fünftes Kind auf dem »Kindergräberfeld« des Anstaltsfriedhofs bestattet. Ihre Mutter reiste zur Beerdigung, jedoch zu spät. Helga war bereits bestattet worden.

Nach sieben Wochen stirbt Helga.
Sie wird mit Medikamenten ermordet.
Man gibt ihr zu viele davon.
Das passiert am 30. November 1941.
Der Arzt behauptet:
Helga ist an einer Lungen-Entzündung gestorben.
Das ist eine Lüge.
Nach ihrem Tod entnimmt der Arzt ihr Gehirn.
Er untersucht es.
Er will heraus-finden:
Warum hatte Helga eine Behinderung.
Danach wird Helga begraben.
Sie ist das fünfte Kind,
das auf dem Fried-Hof der Anstalt begraben wird.

Die Mutter von Helga fährt nach Lüneburg.
Sie will zur Beerdigung ihrer Tochter.
Aber sie ist zu spät.
Helga ist schon begraben.

Todesanzeige

Helga Volkmer, 1.12.1941.

NLA Hannover Hann. 155 Lüneburg Acc. 56/83 Nr. 442.

Das ist die Todes-Anzeige von Helga.
Darin steht:
Helga hatte eine Kinder-Lähmung.
Helga starb an einer Lungen-Entzündung.
Das ist gelogen.
Helga wurde ermordet.